Wo sind die Schanhollen hin?

Wer hat sie gesehen?

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Überschrift Schanhollen Sagen

 

Noch vor nicht gar so langer Zeit waren die Schanhollen, auch Hollen genannt, im Sauerland heimisch. Es mehr sich aber zunehmend die Gerüchte darüber, dass immer weniger Schanhollen gesichtet werden bzw. mit den Menschen in Kontakt getreten. Wir sind den Gerüchten nachgegangen und haben an verschiedenen Orten nachgeforscht. Leider scheint es tatsächlich so zu sein, dass sich die Schanhollen aus ihrem angestammten Lebensraum zurückgezogen haben, wohin allerdings, das entzieht sich unserer Kenntnis.





Kleffweg Albaum_Foto Tourist-Information Lennestadt und Kirchhundem (2).JPG

Wer sind diese Wesen überhaupt ?

Was man definitiv weiß ist, dass die Schanhollen oder Hollen Höhlen, Felsspalten und Kalkgesteinsformationen als Lebensraum bevorzugen. Wohnraummangel besteht daher im Sauerland nicht. Die sprachgeschichtliche Verwandtschaft der Worte hohl, Höhle, Holl, Hölle legt nahe, dass das Leben und Überleben der Schanhollen ganz eng mit dieser Art geologischen Beschaffenheit  eines Raumes verknüpft ist. Im Flachland sind sie noch nicht aufgetaucht.

Oft werden die Schanhollen als kleine bis winzige und zierliche Männlein beschrieben, offensichtlich besteht eine gewisse Nähe zu den als Zwergen bekannten kleinwüchsigen Wesen. Anscheinend sind Sie von der Sorte Zwerge, die in Köln „Heinzelmänner“ genannt werden.





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In Stelborn bei Kirchhundem soll eine Schönholle Menschenkinder liebevoll versorgt, genährt und in einer Quelle gewaschen haben, in Velmede bei Bestwig erzählt man sich von weißen Hollen oder Jungfrauen, die in der „Hollenloch“ genannten Höhle wohnen und die Zukunft voraussagen. Ob mit Schönholle oder der weißen Holle einfach die Frau Holle aus dem Märchen gemeint ist? Schließlich muss man in einen Brunnen fallen, um zu ihr in die Unterwelt zu gelangen. Alternativ kann man auch in einen Holunderbusch (oder auch Hollerbusch) kriechen, von dem man früher glaubte, er sei der Zugang zur Unterwelt. Aus den Berichten von Menschen, die Bekanntschaft mit den Schanhollen gemacht haben, ist zu entnehmen, dass diese eigentlich hilfsbereite Geister zu sein scheinen. Ihre Liebe gilt besonders den Tieren und Kindern. Aber wo sind sie hin? Sind die Schanhollen deshalb ausgewandert, weil die Menschen nicht mehr an Märchen glauben?

Unsere Quellen u.a.: Groeteken, Friedrich Albert, Sagen des Sauerlandes, 4. Auflage 1989 (hg. Von Magdalena Padberg) und Hessmann, Karin und Martin, Michael, Sauerländer Sagenschätze. Die schönsten Sagen aus dem Land der tausend Berge, Schmallenberg 2017,  Paul Kriegskotten (Hg.): Märkisches Sauerland - Ein Heimatbuch. I. Teil: Sagen, Lüdenscheid 1926

Hier finden Sie unsere Rechercheergebnisse und Augenzeugenberichte

Kierspe

im Hülloch in Kierspe, wo auch die Schanhollen gelebt haben sollen, wird seit Jahren ausgiebig (aus)gegraben und geforscht. Allerdings sind die Forscher bis jetzt noch nicht auf Hinterlassenschaften oder Spuren gestoßen, offensichtlich sind Höhlenbewohner Meister in Beseitigung von Beweisen.

Vielleicht entdecken Sie ja auf der Volmeschatzwanderung mit den Ohren eine Schanholle?

Herscheid

In Herscheid spielten einige Schanhollen einem betrunkenen Bauern übel mit: Sie hielten dem torkelten Mann eine Stande zum Festhalten hin, stützten ihn aber nicht damit, sondern zogen ihn durch Büche und Bäche, Gräben und Teiche. Diese unkomfortable Art der Fortbewegung scheint dem Manne dennoch geholfen zu haben: Er hält sich seitdem dem Wirtshaus fern.

Lüdenscheid

In der Wesselberger Höhle auf dem Berg gegenüber von der Pöppelsheimer Mühle in Lüdenscheid waren einst Hollen ansässig. Als fleißige Helfer halfen sie in der Landwirtschaft trieben morgens das Vieh auf die Weiden und abends in den Stall zurück. Bei genaueren Hinsehen, sah man in der Luft kleine weiße Hirtenstäbe schweben, die das Vieh umkreisten, die Hollen aber sah man nicht. Zum Dank wurden sie mit Lebensmitteln versorgt. In einem sehr kalten Jahr wollten, die Menschen den Hollen mit warmer Kleidung etwas Gutes tun. Die Hollen aber waren wegen der zu großen Kleidung erbost und verließen den Wesselberg.

Kirchhundem

Stelborn (Kirchhundem)
Oder der Fall ist dem in Stelborn ähnlich. Die Bauern wollten die Schanhollen gegen Lohn für Tätigkeiten anheuern. Die Berggeister haben dieses Angebot aber als Beleidigung empfunden und sind ausgewandert.

Albaum (Kirchhundem)
Oberhalb der Höhlen der Albaumer Klippen, dort wo die Schanhollenquelle entspringt, haben Nachtwanderer gestern Nacht wieder eine weiße, leise klagende Mädchengestalt gesehen. Der Dorfälteste erklärte den verschreckten Touristen, dass es sich hier um die Seele eines jungen Mädchens handeln soll, das vor etlichen Jahren in den Klippen verschwunden ist. Man munkelt, die Schanhollen haben das Mädchen in ihre Höhle gezogen, da es sich ihrem Reich zu sehr genähert hatte. Bewiesen ist diese Vermutung nicht, seitdem wurden aber auch die hilfsbereiten Schanhollen nicht mehr gesehen.

Mittlerweile bemühen sich aber Naturschützer und Schanhollenfreunde darum, über Kunst und Wanderwege den Menschen die Schanhollen und ihren Lebensraum wieder näher zu bringen.

In Albaum versucht man, die Schanhollen mit Kunst und Wanderung in der schönen Natur den Menschen wieder näher zu bringen.

Lennestadt (Grevenbrück)

Auch in Grevenbrück sind die Hollen, die einst Jahrhunderte lang in der Hollenspalte im Felsen wohnten, spurlos verschwunden, aber in diesem Fall weiß keiner, warum. Früher haben die Hollen den Bauern schon früh morgens die Pferde gefüttert, die Kühe auf die Weide getrieben und abends wieder zurück in den Stall geführt. Waren die hilfreichen Geister vielleicht auf Dauer damit unzufrieden, dass sie jeden Tag nur ein Butterbrot als Dank für die Hilfe erhielten? Klar ist dieser Vorfall auf jeden Fall nicht.

Drolshagen

Köbbinghausen (Drolshagen)
Ein Schanholle, der einem Bauern tagtäglich beim Viehhüten half, hat seinen Dienst einfach aufgekündigt, nachdem die Bäuerin ihm eine kleine warme Weste für den Winter geschenkt hatte. War die Weste nicht schön genug oder ist der Schanholle eitel geworden?

Hespicke (Drolshagen)
Ähnlich erging es einem Schuster in Hespicke: Nachdem ein Schanholle ihm Nacht für Nacht heimlich und ohne Lohn zu verlangen ein paar Schule angefertigt hatte, wollte der der Schuster das Kerlchen mit neuen Kleidern belohnen. Der Schanholle streifte die Kleider über und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Meschede (Hellern/Hennetalsperre)

In der Hennetalsperre wurden kürzlich kleine goldhaarige Nixen entdeckt! Man vermutet, dass sich die Schanhollen, die früher in der Hollenhöhle wohnten, die jetzt vom Wasser der Talsperre bedeckt ist, in Nixen verwandelt haben, nachdem das Tal für die Sperre geflutet wurde. Um diese These zu untermauern, müssten die Nixen genauer untersucht werden. Zum Glück konnte aber bislang noch keine gefangen werden.

Schmallenberg

Bödefeld (Schmallenberg)
Geldgierige ungehobelte Kerle sind in die Höhle im Hollenfelsen eingedrungen und haben die Schätze der Höhlenbewohner geraubt. Die Bewohner sind daraufhin bei Nacht und Nebel verschwunden. Augenzeugen behaupten, bei den Höhlenbewohnern habe es sich um Schanhollen gehandelt, denn diese haben sich immer großzügig gegenüber den Kindern gezeigt, hätten mit ihnen gespielt und ihnen bisweilen auch golddurchzogene Steine geschenkt.

Wir von der Redaktion vermuten, dass es sich hier möglicherweise um eine Verwechslung mit Zwergen handeln könnte, die ja bekannt dafür sind, in Höhlen und Bergwerken Schätze zu horten. Mit Sicherheit kann man das aber nicht sagen.

Esenbeck (Schmallenberg-Oberkirchen)
Ein Jäger vermisst seit einiger Zeit seinen Jagdhund, der einem Fuchs in eine Höhle bei Oberkirchen folgte, aber aus dieser Höhle nie wieder herauskam. Da oftmals das Gras in Zeiten der Heuernte morgens bereits wie von Geisterhand gemäht auf den Feldern lag bevor die Bauern überhaupt mit dem Schnitt begonnen hatten, liegt es nahe, dass auch in dieser Höhle Schanhollen hausen. Der Hund und der Fuchs haben sich wohl zu weit vorgewagt.

Bestwig

Brilon

Scharfenberg (Brilon)
Eine Horte ungezogener Jungs haben einen großen Braukessel mit Bier, der den Schanhollen gehörte, einfach ausgetrunken. Das frisch gebraute Bier war eigentlich ein Dankeschön der Einwohner Scharfenbergs an die Scharnhollen dafür, dass sie sich den großen Braukessel immer wieder ausleihen durften.

Die äußerst kinderlieben Scharnhollen wohnten in der „Hollenhol“ genannten Höhlen am Rande Scharfenbergs. Sie „entführten“ schwache und kranke Kinder, pflegten sie im Hollenhol gesund und brachten Sie ihren Eltern zurück. Damit ist es aber jetzt vorbei, denn die Schanhollen scheinen durch den Mundraub der Jungenbande so wütend, dass sie auswanderten, wohin, das weiß keiner.

Rösebeck (Brilon)
Auch in Brilon haben boshafte Menschen die Hollen, die in der Felsenhöhle bei Rösebeck hausten, vertrieben. Seitdem ist in den Häusern nachts kein leises Trippeln und Trappeln des umtriebigen und beschäftigten winzigen Volkes mehr zu hören.

Die äußerst kinderlieben Scharnhollen wohnten in der „Hollenhol“ genannten Höhlen am Rande Scharfenbergs. Sie „entführten“ schwache und kranke Kinder, pflegten sie im Hollenhol gesund und brachten Sie ihren Eltern zurück. Damit ist es aber jetzt vorbei, denn die Schanhollen scheinen durch den Mundraub der Jungenbande so wütend, dass sie auswanderten, wohin, das weiß keiner.

Hollenpfad Bödefeld

Winterberg (Siedlinghausen)

Ein bösartiger Schmied hat Schanhollen aus den Felsengängen beim Dorf Siedlinghausen verkrault. Die friedlichen Bergbewohner halfen den Siedlinghausern bei ihrer alltaglichen Arbeit und erhielten dafür als kleine Entlohnung eiserne Kochtopfe, in denen sie ihre Speisen zubereiteten. Der missgünstige Schmied sah in den Schanhollen jedoch eine Konkurrenz an und schenkte ihnen als Lohn für die nächtliche Arbeit in seiner Schmiede einen hölzernen Kochtopf, der aber aussah wie ein schmiedeeiserner. Natürlich ging dieser Kochtopf beim ersten Kochversuch über dem Feuer in Flammen auf. Verständlich, dass die kleinen Kerle enttäuscht Winterberg verließen.

Höhlen und unterirdische Gänge zum Verkriechen und Verstecken gibt es reichlich im Sauerland

Schauen Sie mal in alle Ecken, hinter alle Stalakmiten und Stalaktiten, vielleicht entdecken Sie einen winzigen Schanhollen, der hier in einer der Höhlen Zuflucht gesucht hat. Falls Sie einen kleinen Wicht entdecken sollten: Leise zurückziehen und nicht weitersagen!

Steigen Sie mit hinab in das "Hülloch" in Kierspe